Für Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sind Investitionen in Kultur gut angelegtes Geld.
Was zeichnet Bayreuth aus? Was sollte man als Tagesgast gesehen haben? Und wie will es die Stadt schaffen, auch in Zukunft möglichst regelmäßig mehr als 500.000 Übernachtungen pro Jahr zu erreichen? Darüber und wo er selbst am liebsten Urlaub macht, sprach Gert Dieter Meier mit dem Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Thomas Ebersberger.
Zum ersten Mal überhaupt verbuchte die Stadt im Jahr 2023 mehr als 500.000 Übernachtungen – Herr Oberbürgermeister: Was macht die Stadt, was machen Ihre Touristiker richtig? Oder ist dieser neue Rekord am Ende nur Folge eines allgemeinen Trends infolge von Corona, dass die Menschen lieber öfter kurzurlauben und dabei gerne mal Ziele in Deutschland ansteuern?
Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Entwicklung nicht nur einem allgemeinen Trend entspricht. Wir haben vielmehr in den letzten Jahren sehr viel gemacht – denken Sie nur mal an die große Werbekampagne für das Markgräfliche Opernhaus, das seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, und die Sogwirkung, die das neue Besucherzentrum und Opernhaus-Museum entfacht haben. Denken Sie an den durchschlagenden Erfolg des Festivals „Bayreuth Baroque“ und die Erfolgsreihe „Bayreuth Summertime“ in der Wilhelminenaue. Wir haben eine ganze Reihe von kulturellen Events platziert, und das führt auch dazu, dass viele Besucherinnen und Besucher von auswärts kommen und entdecken, wie toll diese Region ist. Das macht Lust auf Bayreuth!
Sie sind also überzeugt, dass Bayreuth mit der Wahrnehmung als Kulturstadt durchaus punkten kann?
Ganz sicher sogar! Wir haben ca. 73.000 Einwohner – aber zwei Opernhäuser von Weltrang. Das werden sie nirgends sonst finden. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal Bayreuths. Dankenswerterweise hat der Freistaat auch viel Geld investiert – zum einen ins Opernhaus, zum anderen, gemeinsam mit dem Bund, in die Sanierung des Festspielhauses.
Kommen wir doch mal zum Opernhaus-Museum, das am 21. April 2023 eröffnet wurde. Aus Ihrer Sicht: Trifft das Museum den Nerv der Besucher dieser Stadt?
Das Weltkulturerbe-Museum hat sich schon jetzt bestens bewährt. Wir haben sehr viele Gäste, die zunächst mal reinschauen, dann Lust auf mehr bekommen und abermals nach Bayreuth kommen wollen. Viele berichten dann, dass sie sich nicht hätten vorstellen können, wie viele Schätze aus der Markgrafenzeit auch in der Region noch existieren. Ja, dieses Konzept geht auf. Davon zeugt auch das tolle Feedback, das wir erhalten. Ich bin überzeugt davon, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind. Was übrigens auch den Handel in der Stadt belebt. Je mehr Touristen Bayreuth besuchen, desto mehr Geld verbleibt auch in der Stadt.
Die Schlösserverwaltung war in der Vergangenheit immer sehr restriktiv, wenn es um die Bespielung des Opernhauses ging. Was durchaus nicht im Sinne der kulturaffinen Besucher der Stadt war. Denn die wollen ja Kultur im authentischen Ort, also im Opernhaus, erleben. Ist da eine Besserung festzustellen? Oder würden Sie sich als Oberbürgermeister noch mehr Bespielung im Opernhaus wünschen?
Ich würde mir in der Tat noch etwas mehr Bespielung wünschen. Nur hieße das auf der anderen Seite dann eben auch, dass weniger Touristen das Haus besichtigen könnten, weil die Besuchszeiten infolge der zusätzlichen Bespielung auch reduziert werden müssten. Aber ich bin Ministerpräsident Markus Söder sehr dankbar, dass er, damals ja noch als Staatssekretär im Finanzministerium, dafür gesorgt hat, dass das Haus eben nicht nur museal hergerichtet wird, sondern dass die Menschen jetzt dieses wunderbare Bauwerk vermehrt auch als Schauplatz der Kultur erleben können.
Kommen wir zum jüngsten Kind der Bayreuther Hochkultur, dem Festival Bayreuth Baroque. Es ist für die Stadt in dieser herausfordernden Zeit bekanntlich nicht eben leicht, zusätzliches Geld für Kultur aufzubringen. Würden Sie gleichwohl sagen, dass Geld, das in Kultur fließt, ein gutes Investment ist?
Ja, das ist in der Tat gut angelegtes Geld. Denn es bleibt ja nicht bei ein paar Aufführungen im Opernhaus, die während des Festivals live gezeigt werden; vielmehr werden die Aufzeichnungen der Werke in vielen Teilen der Welt ein ganzes Jahr lang gestreamt. Und diese Aufmerksamkeit in Kombination mit dem enormen medialen Interesse am Baroque-Festival und an den Richard-Wagner- Festspielen führt am Ende wieder dazu, dass noch mehr Gäste nach Bayreuth kommen.
Sehen Sie die Gefahr, dass sich diese beiden Festivals gegenseitig kannibalisieren?
Nein, im Gegenteil, das ergänzt sich wunderbar. Sowohl beim Publikum als auch bezogen auf das künstlerische Konzept sprechen diese beiden Festivals sehr unterschiedliche Zielgruppen an. Bayreuth Baroque geht in eine völlig andere Zielrichtung als die Wagner-Festspiele. Zudem haben wir im Opernhaus nur 500 Sitzplätze im Vergleich zu den fast 2.000 am Festspielhügel. Wir haben mittlerweile aber kürzere Ausverkaufszeiten bei Bayreuth Baroque und wir verzeichnen – prozentual – im Opernhaus einen noch höheren Anteil an Besuchern aus dem Ausland als bei den Wagner-Festspielen.
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