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Planungen bis 2026
Kultur

Planungen bis 2026

Die Festspiele-Geschäftsführer über die Jahre nach der Corona-Zwangspause

Ausnahmezustand auf Bayreuths Grünem Hügel: Dort, wo sich in normalen Jahren Abend für Abend viele Hundert Besucher und Gäste tummeln, schwelgen und diskutieren, herrscht beklemmende Stille. Corona hat die Bayreuther Festspiele, eine der gefragtesten Opernfestspieladressen weltweit, in die Knie gezwungen. Zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung im Jahre 1951 fallen die 30 Aufführungen zwischen 25. Juli und 28. August genauso aus wie das mittlerweile stattliche Begleitprogramm, ebenso das Sonderkonzert anlässlich des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens. Was macht das mit dem Unternehmen Bayreuther Festspiele? Das haben wir die beiden Festspiele-Geschäftsführer Holger von Berg und Heinz-Dieter Sense gefragt.


Zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele im Jahre 1951 bleibt der Vorhang im Festspielhaus eine ganze Spielzeit lang für das Publikum geschlossen. Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Festspiele zum Pausenjahr gezwungen. Was bedeutet das a) in künstlerischer Hinsicht und b) in wirtschaftlicher Hinsicht für das Unternehmen Bayreuther Festspiele und für Bayreuth? Gibt es schon Prognosen, wie stark die Corona-Krise die Festspiele finanziell belasten wird?
Sense: Eine der wichtigsten Neuproduktionen, „Der Ring des Nibelungen“, fällt aus, und das berührt die Planungen bis 2026 erheblich. Der „Ring“ bedeutet vier Premieren und dementsprechende Probenzeiten waren disponiert und vertraglich abgesichert. Abgeschlossene Verträge müssen aufgehoben oder verschoben werden. Es müssen jetzt für jede Produktion und für jeden Künstler neue individuelle Lösungen gefunden werden.
von Berg: Die Einnahmen der GmbH für die Festspiele 2020 resultieren insbesondere aus Eintrittsgeldern und aus den Betriebskostenzuschüssen der vier Gesellschafter und des Bezirks Oberfranken. Wir gehen derzeit davon aus, dass die finanziellen Verpflichtungen der Festspiele GmbH für das Jahr 2020 aus diesen Zuschüssen, den Ring-Rücklagen und auch aus Spenden – vielen Dank dafür! – bestritten werden können. Aber für die Gesellschafter heißt das: zahlen, aber keine Festspiele! Das ist bitter!

Welche Reaktionen haben Sie erhalten nach der Absage, etwa von Mitwirkenden oder von Besuchern? Vor allem Verständnis oder Unverständnis darüber, die Festspiele nicht im Krisenmodus veranstaltet zu haben?
Sense: Aufgrund der langen Vorprobenzeit wurde die Absage der Festspiele bereits Ende März bekannt gegeben. Nach dem ersten Schock und auch der Verwunderung bzw. Verärgerung über die Absage wurde nach der weiteren Entwicklung Verständnis für diese notwendige Maßnahme aufgebracht und einige Künstler entwickelten persönliche Aktivitäten, um auch in diesem Sommer in Bayreuth präsent zu sein und die jahrelange Arbeit verbunden mit einem Erholungsfaktor in der Region trotz des Ausfalls der Festspiele zu erleben.

Haben viele derer, die Karten für dieses Jahr hatten, die Chance genutzt, ihre Tickets für die Spielzeit 2021 zu behalten? Und: Haben denn vor diesem Hintergrund neue Interessenten überhaupt noch Chancen, Tickets für 2021 zu bekommen?
von Berg: Wir gehen davon aus, dass ca. 70 Prozent der Karteninhaber den Wert ihrer Karten stehen lassen und für die Aufführungen der Festspiele 2021 oder den Ring 2022 verwenden. Das hilft uns sehr bezüglich der Liquidität der Festspiele, hat aber keine Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis. Neue Interessenten werden vermutlich nur im Online-Sofortverkauf Chancen auf Festspielkarten 2021 haben. Das lässt sich vermutlich erst Anfang des kommenden Jahres abschließend beantworten.

Wenn Sie heute an den 25. Juli zurückdenken, was geht Ihnen durch den Kopf? Eher Freude, dass es „wenigstens“ ein „Geister“-Konzert mit Festspielmitwirkenden gegeben hat? Oder doch eher Trauer?
Sense: Trauer und Sorge, wie sich die Einschränkungen aufgrund der Pandemie weiterhin auf die Kulturbetriebe und die Künstler im Allgemeinen und natürlich auf die Festspiele im Besonderen auswirken werden.

Herr von Berg, Corona hat Ihnen die letzte Spielzeit „geraubt“ – Ihr Vertrag endet ja im April 2021. Was nehmen Sie mit aus Bayreuth? Was hat Sie hier begeistert, was besonders gefordert?
von Berg: Darüber können wir gerne reden, wenn meine Bayreuth-Zeit im kommenden Jahr zu Ende geht. Natürlich ist es sehr schade, den neuen Ring nicht aktiv mitzuerleben, aber bis Ende März 2021 bin ich noch im Amt und es gibt noch viel zu tun.


Von Gert-Dieter Meier

Foto: Corinna Weih