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Mit der Kraft der Tradition…
Wirtschaft

Mit der Kraft der Tradition…

… durchstarten in die Zukunft – Maisel investiert hohen zweistelligen Millionenbetrag am Standort Bayreuth

Im Jahre 1887 ist die Brauerei Gebrüder Maisel in Bayreuth gegründet worden. Hinter ihr liegt also eine 135-jährige Brautradition, vor ihr eine spannende, freilich auch ungewisse Zukunft. Jeff Maisel führt die Geschicke der Brauerei in der vierten Generation und lenkt sie, nachzulesen auf der Home-page „ganz im Sinne der Vorväter“. Was also bedeutet dem Brauereichef Standorttreue? „Wurzeln!“, antwortet Maisel und sieht darin ein echtes Allein-stellungsmerkmal. Weil viele Mitbewerber genau diese Tradition nicht vorweisen können. Standort, sagt Maisel, bedeutet Verwurzelung, Treue zum Ort, Verbundenheit zu den Bürgerinnen und Bürgern: „Wir sind froh, dass wir seit Generationen von diesem Standort aus arbeiten können.“ Insofern war es auch keine Frage für den 53-Jährigen, den geplanten Neubau der Brauerei für die Erfolgsmarke Bayreuther Hell nicht irgendwo zu errichten, sondern in seiner Heimatstadt. Maisel: „Weil wir einfach Bayreuther sind.“

 Die Investitionen, die die Brauerei vor der Brust hat, sind gewaltig. Ganz in der Tradition seiner Vorfahren gibt Maisel auf vieles Antwort, nur nicht zur konkreten Investitionssumme. Da bleibt er lieber im Ungefähren: „Es handelt sich um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, den wir in die Hand nehmen müssen, wenn wir all das realisieren, was wir uns vorgenommen haben.“ Aber das sei alles gut kalkuliert. Und all jenen, die unken, dass sich die Brauerei an diesem Jahrhundertpaket übernehmen könnte, hält er entgegen: „Wir machen kein Harakiri!“ Man werde erst dann loslegen, wenn auch die Materialien verfügbar sind und man Preis-sicherheit habe, sagt Maisel mit Blick auf das Projekt „Neubau Brauerei“.

Warum man überhaupt die Produktion verbreitere? Weil man sich neu aufstellen müsse. Man sei im Lauf der Zeit zur Spezialitätenbrauerei geworden, habe dann auch eine Phase mit eindeutigem Schwerpunkt Weißbier gehabt, um sich schließlich, Anfang 2000, wieder breiter aufzustellen. Und dieser Weg war erfolgreich, sagt Maisel: „Beide Bereiche funktionieren, am allerbesten aber funktioniert die Idee, die Bayreuther Bierbrauerei mit dem Bayreuther Brauhaus und der Erfolgsmarke Bayreuther Hell neu aufzustellen“ – eine Idee, die schon den Vater begeistert hat. Man habe nur diese Idee und den Wunsch nach einem ehrlichen Bier wieder ausgepackt und das Logo, das es schon gab, dafür eingesetzt. Vor allem aber habe man einen Trend frühzeitig aufgegriffen, der schon geschlummert habe: dass sich mehr und mehr Menschen vom Pilsner ab- und dem Hellen zuwenden. Das erklärt, zumindest teilweise, den fulminanten Aufstieg der Marke Bayreuther Hell im In- und Ausland, die Maisel selbst als „Erfolgsgeschichte“ sieht. Freimütig räumt der Bräu ein: „Wir hatten diesen Erfolg nicht auf dem Zettel und schon gar nicht geplant. Wir sind davon ausgegangen, dass wir beim Hell von 1.500 auf 15.000 Hektoliter kommen könnten. Es ist ein bisschen mehr geworden – mit rund 400.000 sind wir aktuell die Nummer 2 in Deutschland, außerhalb Bayerns und Baden Württembergs sogar Marktführer.“

Teil des Erfolges ist wohl auch, neben dem besonderen Geschmack, die bayerische Anmutung des Logos. Dazu habe man sich sehr bewusst entschieden, sagt Maisel. Während die Bayreuther Bierbrauerei mit dem Zwick’l Kellerbier und dem Landbier Dunkel so etwas wie die fränkische Seele verkörpere, sei man mit dem Bayreuther Hell, tatsächlich einer alten Marke, eher bayerisch aufgestellt. Maisel: „Alles war vorhanden – das Bier, das BB-Logo und der Wohlklang und die Bekanntheit Bayreuths. Und plötzlich passte alles wieder zusammen. Bayern steht für helles Bier. Und die Hauptmarke der Bayreuther Bierbrauerei war Helles.“

Neben diesen beiden Erfolgsmarken pflegt Maisel aber noch ein ganz besonderes Pflänzchen, die sogenannten modernen Bierspezialitäten. Warum das? Zum einen kannte Maisel Bierstile wie Pale Ale oder IPA von seinem Studium in den USA, zum anderen erkannten er und Hermann-Josef Boerger (Geschäftsführer Vertrieb) das Potenzial, das in diesem neuen Zweig der Bierkultur steckt. Maisel rückblickend: „Wir wollten das, was in den USA und in vielen anderen Ländern boomt, auf Deutsch übersetzen. Und unsere gewachsene Tradition verknüpfen mit neuem Denken.“ Und das habe man angepackt – unter der Marke Maisel & Friends. Maisel: „Wir möchten uns austoben und probieren, welche verschiedenen Geschmäcker trotz der reinheitsgebotsbedingten Beschränkung auf nur vier Zutaten möglich ist. Ziel ist, die Tradition in die jetzige Zeit zu holen.“ Das Liebesbier sei hierfür eine wunderbare Test-Location und die verglaste Brauwerkstatt die Innovationsschmiede.

Tradition trifft Moderne – das sagen viele Unternehmer, aber nicht alle leben diesen Grundsatz. Maisel tut das, sehr intensiv sogar. Man setzt auf Tradition, zeigt sie und macht sie auch auf dem Brauereigelände lebendig. Mit Maisel’s Bier-Erlebniswelt, mit den Bayreuther Katakomben, mit erlebbarer Brau-Geschichte. Und hat doch die Zukunft fest im Blick. Mit dem Liebesbier Restaurant, dem neuen Urban Art Hotel etc. Maisels Philosophie ist in dem Punkt sehr einfach: „Wir müssen immer vom Kunden aus denken. Und Kunden mögen Erlebnis.“ Und weil das Bayreuther Hell besonders bei jüngeren Menschen gut ankommt, will Maisel da auch etwas zurückgeben. Das Versprechen etwa, das neue Bayreuther Brauhaus klimaneutral zu bauen, keine Null-Acht-Fünfzehn-Halle hochzuziehen, sondern ein architektonisch anspruchsvolles und ökologisch gut verträgliches Gebäude zu entwickeln, das sich gut in die Natur einfügt. Maisel: „Das kostet mehr – und damit ist es auch ein unternehmerisches Risiko. Das wir aber bewusst eingegangen sind. Weil auch unser Produkt Emotion ist. Weil wir nicht nur über Klimaschutz reden wollen, sondern ihn umsetzen. Der grüne Deckel des Gebäudes kostet signifikant mehr Geld als ein Flachdach. Aber diese Investition lohnt sich, weil sie zum Beispiel die Insektenvielfalt fördert. Und wir gehen davon aus, dass diese Haltung auf die Marke ebenso einzahlt wie auf die Glaubwürdigkeit.“

Auf dem Brauereigelände von Maisel & Friends wurde in den vergangenen Jahren auch ein Conference Center mit verschiedenen Tagungs- und Seminarräumen und einem eigenen Broadcast-Studio eingerichtet, das beständig weiterwächst. Im Sommer wird ein weiterer Tagungsraum fertiggestellt werden. Diese Pläne sind nicht neu – bekanntlich wollte Maisel das Kongresszentrum vor Jahren gemeinsam mit der Stadt umsetzen. Das Projekt scheiterte. Jetzt macht es Maisel mit seinen Partnern selbst. Der Brauereichef: „Wir wollen besondere Räume schaffen. Und sie so einrichten, dass man Tagungen und Seminare auf ein neues Niveau bringen kann. Warum? Weil wir möglichst viele Menschen nach Bayreuth bringen wollen, die wir dann durch unsere Angebote positiv überraschen. Das wird Bayreuth helfen, davon bin ich überzeugt, das wird aber auch uns hier helfen, um zum Hotspot in Sachen Bier zu werden – europaweit, vielleicht sogar weltweit. Das ist zumindest unser Wunschtraum. Wir haben hier die schönste und beste Bierregion der Welt, aber nutzen diesen Trumpf viel zu selten.“

GDM