Deutschlands erster Bestseller-Autor
Jean Paul war mit seinen einfühlsamen und gleichzeitig satirisch-humoristischen Texten vor allem bei der weiblichen Leserschaft seiner Zeit sehr beliebt. Seinen Bewunderinnen hatte er es auch zu verdanken, dass er als erster Schriftsteller überhaupt von seinen Werken leben konnte.
Er heiratete erst spät und lebte mit seiner Frau Karoline Mayer und seinen drei Kindern (Emma, Max und Odilie) 21 Jahre zurückgezogen – aber literarisch nicht weniger produktiv – in Bayreuth. Er liebte lange Spaziergänge und frönte seiner großen Leidenschaft für gutes Essen und Bier.
Das steinerne Buch aus Waldsteingranit auf der Schlossterrasse trägt eingemeißelt das Loblied des Dichters auf seine Wahlheimat Bayreuth.
Über Jean Paul
Geboren: 21. März 1763 in Wunsiedel
Geburtsname: Johann Paul Friedrich Richter
Künstlername: Jean (französisch) Paul (deutsch)
Gestorben: 14. November 1825 in Bayreuth
Beruf: Schriftsteller, Philosoph, Satiriker, Visionär
Epoche: Zwischen Spätaufklärung, Klassik und
Romantik
Genres: Satiren, Idyllen, Romane, Essays
Vermächtnis
Am Ende seiner Tage hatte der Dichter kaum noch Augenlicht und eine zerstörte Leber. Als er am 14. November 1825 mit seinem Neffen die Gesamtausgabe seiner Werke plante, beendete er das Gespräch mit den Worten „Wir wollen’s gehen lassen.“ Um 20 Uhr starb Jean Paul mit 62 Jahren. Der große Dichter liegt auf dem Stadtfriedhof in Bayreuth begraben, neben seinem kurz vor ihm verstorbenen Sohn.
Zu Lebzeiten gefeiert, geriet Jean Paul nach seinem Tod ein wenig ins Abseits der großen Literaturgeschichte – zu Unrecht. Seine Werke beeinflussten viele Schriftsteller nach ihm. Die Texte sind nicht einfach zu lesen. Dafür erschließt sich dem Leser ein ungemeiner Sprachschatz. Wir verdanken dem Dichter Worte wie Schmutzfink, Habseligkeiten, Gänsefüßchen, Fallschirm, Angsthase und Weltschmerz. Heute ist der große Literaturpreis des Freistaates Bayern nach ihm benannt.
Jubiläumsjahr
Ein ganzes Jahr lang gedenkt die Stadt Bayreuth ihres Dichters mit diversen Veranstaltungen. Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Theatervorführungen, Führungen und Wanderungen nähern sich Jean Paul in ganz unterschiedlicher Art und Weise. Vor allem der 14. November steht ganz im Zeichen Jean Pauls. Am Morgen ehrt die Stadt ihren Dichter durch eine Kranzniederlegung am Grab auf dem Stadtfriedhof. Am Abend findet der große Festakt der Jean-Paul-Gesellschaft im Haus Wahnfried statt. Wer den Tag noch ausklingen lassen möchte, ist ab 21 Uhr ins Haus Steingraeber & Söhne zu einem Apéro eingeladen. bayreuth-tourismus.de/jean-paul/jubilaeum-2025
Jean-Paul-Museen
In seiner Bayreuther Zeit suchte Jean Paul regelmäßig „sein“ Stübchen in der Rollwenzelei auf. Von der Stadt aus lief er zu Fuß über die heutige Königsalleedorthin. Das ehemalige Zollhäuschen zu Colmberg war zu dieser Zeit schon ein Gasthaus, betrieben von den Wirtsleuten Rollwenzel. Dort fand er die benötigte Ruhe zum Arbeiten an einem extragroßen Tisch, auf dem er sich nach Belieben ausbreiten konnte. Ein Besuch der Dichterstube ist nach vorheriger Anmeldung für die Öffentlichkeit möglich. Als Anerkennung erhielt der Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei 2024 den Heimatpreis Bayern.
Wer sich einen Eindruck vom produktiven Chaos seiner Arbeitsstube verschaffen oder gar eine der Erstausgaben studieren möchte, kann dies derzeit im Chamberlain-Haus tun. jeanpaulstube.de KH