Bayreuths Innenstadt: Eine Wundertüte aus acht Quartieren.
Um das Herz der Stadt Bayreuth mit neuem Leben zu füllen und die vorhandenen Angebote und Qualitäten besser zu vermarkten und den Menschen bewusst zu machen, hat die Stadt im Jahr 2021 den „Prozess Zukunft Innenstadt“ gestartet. Ein Ziel war, die „DNA“ Bayreuths herauszuarbeiten. Denn: Bayreuth ist mehr als Festspiele, Wilhelmine und Universität. Die Innenstadt ist eine Attraktion für sich, hat aber bisher zu wenig Aufmerksamkeit nach innen und außen bekommen.
Skater im Quartier "Eingangstor Luitpoldplatz", zu dem auch der La-Spezia-Platz zählt.
"Upper Franconia Innovation Summit 2024" mit der Präsentation von 20 Innovationen aus der Region.
Das soll sich nun ändern: Von April bis September 2023 haben die Macherinnen und Macher des Innenstadtprozesses mit großer Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern acht Quartiere herausgearbeitet. Jedes besitzt einen eigenen Charakter, eine eigene Funktion und städtebauliche Struktur. Wie Puzzlestücke bilden sie gemeinsam die „Wundertüte Innenstadt“. Schon jetzt und in den kommenden Jahren setzen die Akteure der Quartiere gesammelte Ideen in die Realität um und entwickeln neue. Dadurch wird der Innenstadtprozess für alle sicht- und erlebbar und bietet außerdem viele Möglichkeiten, selbst ein Teil davon zu werden.
Beate Kadner-Rausch von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth entrollt ein Plakat, auf dem ein Plan der Bayreuther Innenstadt zu sehen ist. In unterschiedlichen Farben sind Straßenzüge zwischen Hauptbahnhof, oberer Richard-Wagner-Straße, Friedrichsforum und unterer Maxstraße angeleuchtet: ein zusammenhängendes, buntes Bild – die „Wundertüte Innenstadt“ aus acht Quartieren. „Für jedes Quartier gibt es ein ‚Mood-Board‘, das seine Stimmung und Ausrichtung wiedergibt“, erklärt sie. Ein eigener Slogan bringt auf den Punkt, wofür jedes Quartier steht. Entwickelt wurden diese Profile in der „Quartierswerkstatt“ von Bürgerinnen und Bürgern, Hand in Hand mit der Wirtschaftsförderung, der BMTG, der Städtebauförderung, dem Stadtplanungsamt und dem externen Büro „Stadt + Handel“ als Moderator. „Bei diesen Veranstaltungen mit den unterschiedlichsten Menschen aus der Stadt war ein echter Bayreuth-Spirit zu spüren“, schwärmt Elisabeth Stoll vom Stadtplanungsamt. „Diese positive Grundstimmung müssen wir nun gemeinsam weitertragen“, ergänzt Beate Kadner-Rausch.
Beim "Barcamp": eine Art Ideen-Brauerei für die Innenstadt im Juli 2023
Die DNA der Innenstadt: Acht Quartiere mit Slogan und Charakter
Die Maxstraße: „Die blaugrüne Lebensader – Flanieren auf der Maxstraße“ Sie ist das zentrale Puzzleteil der Innenstadt: die Maxstraße zwischen Sternplatz und Spitalkirche. Hier treffen sich alle Generationen zum Essen, man schlendert mit einem Eis über die Pflastersteine entlang der Wasserrinne, bestaunt schmucke Fassaden, erlebt Konzerte auf dem Stadtparkett oder im Ehrenhof und geht beim Einzelhändler shoppen.
Das RIWA-Viertel: „Wer ist schon Wagner?! – Die Mischung macht’s in der Richard-Wagner-Straße“ Dieses Quartier zwischen Villa Wahnfried und Sternplatz steht für Vielfalt und Diversität. Neben vielen kleinen Gastrobetrieben ist die Stadtbücherei RW21 Lese-Oase und Veranstaltungsort und beherbergt zudem Räume der Volkshochschule. In Funkhauspassage und Klimalounge steckt viel Potenzial. Zum Profil des RIWA-Viertels gehört auch das Nachtleben – zumindest in einer Light-Version in den frühen Abendstunden.
Das Gassenviertel: „Verwinkelt und herzlich – im kulinarischen Herzstück Gassenviertel“ Das charmante Quartier rund um die Stadtkirche ist Wohnzimmer und Küche der Innenstadt. Touristen schätzen die kleinen Gassen und das individuelle Angebot der Einzelhändlerinnen und -händler sowie der Gastronomie. Die Gassen und der Kirchplatz setzen tagsüber und abends unterschiedliche Gesichter auf: mittags ein Ort für eine entspannte Mittagspause, abends eine Szenetreff mit diversen Kneipen.
Der Kiez 49: „MAXimal Spaß und MAXimal Erleben in der unteren Maxstraße“ Der Kiez 49 steht für Nachtleben und Begegnungen, hier feiern schon heute Studierende Seite an Seite mit Bayreutherinnen und Bayreuthern. Lokale wie „Mia“, „Die Fabrik“ oder das Kulturhaus NEUNEINHALB sind Magneten für junge und junggebliebene Leute. Mit dem Kiez 49 soll ein Rahmen für das Nachtleben geschaffen werden, der die Akzeptanz steigert für Abende, an denen die Party etwas länger dauert.
Neuer Weg/Bahnhofstraße: „Der ‚Neue Weg‘ in die Bayreuther Innenstadt – live, work & travel rund um den Bahnhof“ Angekommen am Bahnhof führt ihr Ziel viele Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste in die Innenstadt jenseits des Hohenzollernrings. Wer zu Fuß unterwegs ist, bekommt auf diesem Weg einen bunten, multikulturellen Eindruck von diesem Quartier, das mehr ist als nur ein Durchgangsort. Gastronomieangebote aus aller Welt machen den „Neuen Weg/Bahnhofstraße“ immer mehr zu einem beliebten Aufenthaltsort. Nach und nach wird auch der Annecyplatz mit neuen Sitzgelegenheiten und Spielgeräten ausgestattet und so die einladende Atmosphäre des Quartiers verstärken.
Das „Eingangstor“ Luitpoldplatz: „Kreativität trifft auf Service“ Die „Fortsetzung“ der Bahnhofstraße auf dem Weg in die Fußgängerzone präsentiert sich mit viel Grün und großen Flächen. Von hier ist es nur ein Sprung zur Bank oder dem Bürger-Service im Rathaus. Der öffentliche Raum im Quartier soll künftig stärker für (Pop-up-)Events genutzt werden, wodurch auch die vorhandenen Shopping-Angebote mehr Aufmerksamkeit erhalten.
Gemeinsam etwas ins Rollen bringen: gilt für den Innenstadtprozess und das Event "Bayreuth Rollt"
Das Opernviertel: „Vorhang auf für Weltkultur(en) im Opernviertel“ Markgräfin Wilhelmine sorgte dafür, dass die heutige Opernstraße eine Prachtmeile mit edlen Sandsteinfassaden wurde. Davon profitiert das Quartier heute ebenso wie von den malerischen Schlossterrassen und dem liebevoll als Canale Grande bezeichneten freigelegten Bachlauf mit seinen steinernen Stufen, die bei Sonnenschein als Sitzmöbel heiß begehrt sind. Hier heißt es: sehen und gesehen werden, schlemmen und Kultur genießen im unvergleichlichen Flair historischer Bauwerke.
Das Friedrichsviertel: „Leben und erleben im historischen Friedrichsviertel“ Noch ist das Friedrichsforum eine Baustelle. Trotzdem ist dieses Quartier ein Schmuckstück. Das Neue Schloss fehlt auf keinem Touristenrundgang, im Hofgarten erholen sich Studierende, spielen Kinder und nehmen sich die Bayreutherinnen und Bayreuther eine Auszeit. Für Genuss sorgen internationale Gastrobetriebe am historischen Jean-Paul-Platz. Wer hier wohnt, schätzt die Ruhe und die Nähe zu den lebhafteren Quartieren.
Wie geht es weiter mit der Innenstadt?
„Die acht Quartiere und ihre Profile sind wie eine strategische Roadmap zu sehen, die einen Fahrplan zur Entwicklung der Innenstadt in den kommenden Jahren bietet“, erklärt Beate Kadner-Rausch von der Wirtschaftsförderung. Dieser Plan legt außerdem Verantwortlichkeiten und Finanzierungsoptionen fest. Alles, was nun geschieht, liegt in den Händen der Akteurinnen und Akteure und der Stadt. Profil- und Zielrichtungen der Quartiere wurden auch den Mitgliedern des Bauausschusses des Stadtrats vorgestellt und dort als passende strategische Grundlage für die Zukunft der Bayreuther Innenstadt angesehen.
Was nun passiert – erste Schritte
In der Maxstraße bietet es sich wegen der Breite der Straße an, den Baumsaal um weitere, temporäre grüne Verweiloasen zu ergänzen. Schattige und frei zugängliche Sitzgelegenheiten werden errichtet, die auch zwischen den Quartieren „wandern“ können. Neue Veranstaltungen, die nicht von der Stadt organisiert, aber intensiv unterstützt werden, finden ihre Spielorte zum Beispiel am La-Spezia-Platz, am Jean-Paul-Platz oder auf den Schlossterrassen. Im Juni 2024 fand beispielsweise die erste neue Auflage der ehemaligen „Skate Night“, nun als „Bayreuth rollt“, in diesem Umfeld statt. Besonders gut ist dabei die gewünschte Verknüpfung mehrerer Veranstalter gelungen: Die „Schoko“ surfte dabei auf einer Welle mit dem Internationalen Jugendkulturzentrum Bayreuth, dem Stadtjugendring und dem „Neuneinhalb“, wo die After-Show-Party stieg.
Mit Pop-up-Aktionen unterschiedlichster Couleur ist auch künftig in allen Quartieren zu rechnen, ebenso mit dem neuen „Concertrailer“ – eine kleine mobile Bühne mit technischem Equipment, die fix auf- und abgebaut werden kann. Mit temporären Aktionen in Leerständen und im öffentlichen Raum sollen vermehrt spannende Forschungsergebnisse oder Start-ups in enger Zusammenarbeit mit der Universität und anderen innovativen Institutionen im Herzen der Stadt präsentiert werden. Der Kiez 49 wird als das Zentrum des Nachtlebens betrachtet. Clubs, Bars, Nachtlokale und andere können hier auch mal „aus der Reihe tanzen“.
Vier Köpfe für die Innenstadt
Für Beate Kadner-Rausch von der Wirtschaftsförderung und Elisabeth Stoll vom Stadtplanungsamt ist das schönste Ergebnis des bisherigen Prozesses das Miteinander von Bayreutherinnen und Bayreuthern mit der Stadtverwaltung und untereinander: „Neue Netzwerke sind im Aufbau und eine meiner Hoffnungen ist, dass wir mehr Innenstadtakteure, sei es aus Handel, Gastronomie, Vereinen oder der Immobilienwirtschaft, bewegen können, sich für etwas Neues zu öffnen“, resümiert Beate Kadner-Rausch. Wer selbst aktiv werden möchte, erreicht über die E-Mail-Adresse innenstadtprozess@stadt.bayreuth.de die Ansprechpartnerinnen des „Netzwerk Innenstadt“: Elisabeth Stoll und Beate Kadner-Rausch von der Stadtverwaltung, Ulrike Färber vom Quartiersmanagement Innenstadt und Vanessa Mauermann von der BMTG.
Die Aufwertung der „Wundertüte Innenstadt“ ist ein langfristiges Projekt, das nicht von oben nach unten, sondern Seite an Seite funktioniert. Es ist die Chance für jede Bürgerin und jeden Bayreuther, ein Teil davon zu werden. Es ist aber auch okay, die kleinen und großen Veränderungen und Aktionen wahrzunehmen, teilzunehmen und sie wertzuschätzen.