Drei neue Biotope sorgen für Frischluft, Erholung und Artenvielfalt
Neue Naherholungsgebiete, mehr Artenvielfalt und ein besseres Klima für die Stadt: Das sind die Ziele des Projekts „Bayreuths lebendiger Süden“. Der Stadtrat hat es beschlossen, das Stadtgartenamt setzt es um. Im Juli 2025 befindet es sich auf der Zielgeraden; zwei Bausteine sind bereits eingeweiht: der „Bürgerhain“ und drei wiederbelebte Teiche im Studentenwald. Auf einer Industriebrache zwischen Glasenweiher und Fraunhofer Institut nimmt der dritte Projektbaustein derzeit Gestalt an. Mit der „Tappertaue“ entsteht ein Landschaftspark mit Bachlauf, Wasserspielplatz und Volleyballfeldern.
Der Bürgerhain: Bäume der Zukunft
Der Bürgerhain befindet sich am südlichen Ende des Tierparks Röhrensee und dient als grünes Bindeglied zum Stadtteil Glocke. Auf einem Fuß- und Radweg kann man nun ohne Umwege zum Röhrensee – und weiter – gelangen. Der Weg führt mitten durch den Bürgerhain mit 106 neu gepflanzten Laubbäumen hindurch. Das Stadtgartenamt hat darauf geachtet, dass sie mit Abstand voneinander entfernt stehen, „damit es kein Wald wird, sondern ein lichtdurchfluteter Hain, in dem auch Blumen die Sonne sehen“, erklärt der Leiter des Amtes, Robert Pfeifer. Als „Zukunftsbäume“ bezeichnet er die Walnussbäume, Esskastanien, Trauben- und Zerreichen und unterschiedlichen Ahornarten, denn sie sollen dem Klimawandel standhalten können. „Wir erwarten ein ständig wechselndes Farbenspiel der Blüten und Blätter“, verspricht Pfeifer. Weil es für jeden Baum einen Paten gibt, ist der Name Bürgerhain passend: „Von Bürgern für Bürger“, so beschrieb es Oberbürgermeister Thomas Ebersberger bei der Einweihungsfeier im Mai.
Über drei Hektar zwischen Glocke, Finsterem Weiher und Röhrenseepark erstreckt sich der Bürgerhain, in dem das Stadtgartenamt unzählige Arten heimischer Wiesenblumen ausgesät hat. Sie sorgen dafür, dass Insekten ein blühendes Festessen vorfinden. Auch an Reptilien wurde gedacht: Fünf mit Sand, Natursteinen und Totholz ausgestattete Biotope warten darauf, ein Zuhause für Zauneidechsen zu werden. „Manchmal müssen Zauneidechsen wegen Baumaßnahmen umgesiedelt werden“, erklärt Robert Pfeifer.
Ein hoher, offener Pavillon aus Holzbalken prägt die Ansicht. Vielleicht erinnern sich manche an dieses Bauwerk, denn es diente während der Landesgartenschau 2016 als Ausstellungsraum des Kunstvereins. Der Künstler Roland Schön hat den Pavillon „Cosmos“ entworfen. Im Innern finden die Baumpatinnen und -paten ihre Namen auf kleinen Schildern wieder. Der upgecycelte „Cosmos“ hat im Bürgerhain eine sinnvolle und vor allem dauerhafte Bleibe gefunden.
Noch leben hier keine Zauneidechsen. Für den Fall einer Umsiedlung stehen im Bürgerhain fünf Biotope für sie bereit.
Robert Pfeifer, Leiter des Stadtgartenamts, hat den ehemaligen Ausstellungspavillon „Cosmos“ im Bürgerhain aufbauen lassen.
Historische Weiher neu belebt
Wenige hundert Meter weiter, tief im Studentenwald, stößt man auf den zweiten Baustein des Projekts „Bayreuths lebendiger Süden“. Ein Blick auf die Geschichte Bayreuths zeigt, dass sich vor dreihundert Jahren vor allem im Süden Weiher an Weiher aneinanderreihten. Als Robert Pfeifer eine alte Karte mit den historischen Weihern in die Hände fiel, war ihm schnell klar, dass die Wiederbelebung einzelner Wasserflächen nicht nur fürs Klima in der Stadt eine Bereicherung wäre, sondern auch für die Artenvielfalt – die Idee für den zweiten Projektbaustein war geboren. Am sinnvollsten erschien es dem Team vom Stadtgartenamt, dem „Großen“ und dem „Alten Haasenweiher“ sowie dem „Schwarzen Weiher“ (oder „Bananenweiher“) neues Leben einzuhauchen.
Im Juli 2025 sind die drei Weiher ausgebaggert, Ufer, Dämme und Wege befestigt. Am Großen Haasenweiher deuten Betonstützen darauf hin, dass hier noch ein Steg entstehen wird. Allein das Wasser fehlt. „Es ist noch zu trocken“, seufzt Robert Pfeifer. Die Weiher werden von Regenwasser gespeist, das aus mehreren Zuläufen durch den Wald in die künftigen Gewässer geleitet wird. Dafür muss es einige Male ergiebig regnen. „Wenn die Weiher vollgelaufen sind, haben wir eine Wasserfläche von 8.000 Quadratmetern gewonnen“, blickt Pfeifer in die Zukunft. „Dann ist ein neuer Lebensraum für Libellen, Kleinfische, Amphibien und Vögel entstanden.“ Bei diesen Worten fliegt eine gelb-graue Gebirgsstelze auf, die am Großen Haasenweiher eine Wasserpfütze entdeckt hatte – eine Pfütze, die bald zum Weiher anwachsen wird.
Die Tappertaue: Vorfreude auf einen Landschaftspark
Bisher lässt sich kaum erahnen, welche Bereicherung den Süden Bayreuths zwischen Glasenweiher und Universität erwartet: ein Auenpark mit einem mäandernden Bach in neuem Bett, Liegewiese, Volleyballfeldern, Wasserspielplatz, Obstbaumhain und Krautgarten. Projektleiterin Annegret Läkamp spricht von einem „Kleinod“. Den Namen „Tappertaue“ verdankt das neue Naherholungsgebiet dem Bach Tappert. Er entspringt am Sophienberg und mündet in den Glasenweiher. Bald darf er hier, in seiner Aue, wieder ans Tageslicht. Zwischen Dr.-Konrad-Pöhner-Straße und Glasenweiher wurde er in den vergangenen Jahrzehnten unterirdisch durch Rohre gelenkt. In naher Zukunft wird er durch den Landschaftspark plätschern, drei Fußgängerbrücken unterqueren und einen neuen Fuß- und Fahrradweg begleiten. Dieser Weg bindet den Glasenweiher an den oberen Abschnitt der Universität an und bringt die Studierenden der angrenzenden Wohnheime in Nullkommanix zum Beispiel ins Kreuzsteinbad.
Bei dem Gelände zwischen der Nürnberger Straße im Osten und der Universitätsstraße im Westen handelt es sich um eine Industriebrache, die bis 2020 von der Firma ZAPF für die Herstellung von Betonbauteilen genutzt worden war. Wegen des Lärms war zum Süden hin ein Schutzwall errichtet worden, der nun nicht mehr benötigt wird und schon teilweise abgetragen wurde. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger ist vom dritten Projektbaustein überzeugt: „Wir gewinnen eine extrem verbesserte Anbindung von der Universität zur Stadt. Städtebaulich ist das eine enorme Aufwertung des Areals.“ Die Offenlegung des Tapperts soll bis Ende 2026 fertig sein, das gesamte Naherholungsgebiet im Jahr 2028.
Highway für Kaltluft in die Stadt
Alle drei Bausteine des Projekts „Bayreuths lebendiger Süden“ sollen zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen. Dies wird erreicht, indem die kühle Luft, die zum Beispiel vom Sophienberg nach Bayreuth strömt, auf ihrem Weg in die Stadt weiter abgekühlt wird. Über den Teichen im Studentenwald, den Wiesen im Bürgerhain und in der Tappertaue wird diese Luft weiter abgekühlt und befeuchtet. Das Abtragen des Lärmschutzwalls trägt dazu bei, dass der Luftstrom mit einem Hindernis weniger in die Innenstadt gelangt – eine wahre Kaltluftautobahn. Der Süden Bayreuths wird durch die neuen Biotope nicht nur lebendiger, sondern trägt zu einem besseren Klima an heißen Sommertagen bei.
Neue Vernetzungen für kürzere Wege im Süden: Tappertaue und Bürgerhain schaffen nützliche Verbindungen.
Von der Pfütze zum Biotop: Im Studentenwald sind drei historische Weiher wiederbelebt worden.
Fördermittel minimieren Kosten
Für „Bayreuths lebendiger Süden“ muss die Stadt nicht tief in die eigene Kasse greifen: Sie erhält Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“. Die Kosten von 750.000 Euro für Bürgerhain und Teiche werden zu 90 Prozent bezuschusst. Ihren Eigenanteil kann die Stadt vollständig mit der Erbschaft einer Privatperson abdecken, die ihr für das Projekt zugeflossen ist. Der dritte Baustein ist mit 4,32 Millionen Euro deutlich teurer als die anderen beiden. Aber auch bei der Gestaltung der Tappertaue greift das Förderprogramm des Bundes und übernimmt wieder 90 Prozent. Der Rest wird zu 60 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ gedeckt. Der Stadt bleibt somit ein Eigenanteil von 172.000 Euro.
Bayreuths lebendiger Süden in Stichpunkten:
- drei neue Biotope: Bürgerhain,
Studentenwald-Weiher, Tappertaue - neue Vernetzungen zwischen Röhrensee,
Studentenwald, Ökologisch-Botanischem
Garten, Uni und Lindenhof - mehr Naherholungsmöglichkeiten
- Kaltluft für die Innenstadt
- Artenvielfalt wächst
- Fördermittel decken Großteil der Kosten
- Fertigstellung Tappertaue: 2026/2028