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Auf den Spuren der alten Müllermeister
Tourismus

Auf den Spuren der alten Müllermeister

Unterwegs auf dem Lainecker Mühlenweg

1704 wandte sich der Müller Hans Macheleit an die markgräfliche Kammer mit der Bitte, eine Mühle errichten zu dürfen. Er hatte große Pläne. Eine Mühle mit vier Mahlgängen sollte entstehen. Die Wiese bei dem Lainecker Hölzlein am Roten Main schien als Bauplatz für dieses Projekt ideal. Die Forderungen des Müllers wurden in der Kammer beraten. Ob es an der Bürokratie lag, dass Macheleits Traum zerplatzte, ist nicht belegt. Doch Johann Müller von der Herzogmühle schien realistischer gewesen zu sein. Er plante nur eine Mahl- und Schleifmühle und durfte 1707 die Hölzleinsmühle bauen. Das idyllische Anwesen mit den historischen Gebäuden wird heute als Wohnraum genutzt und ist Startpunkt des Lainecker Mühlenwegs.

Vor einigen Jahren nahmen sich die Hobbyhistoriker Gisela und Erhard Peplau der alten Mühlen an der Warmen Steinach an. Gemeinsam mit dem Obst- und Gartenbauverein gestalteten sie im Jahr 2007 den Lainecker Mühlenweg mit Infotafeln am Wegesrand. Jetzt wurde der Mühlenweg wiederentdeckt und die Infotafeln wurden erneuert. Dies geschah im Rahmen eines Regionalentwicklungsprojektes von Stadt und Landkreis Bayreuth, das zum Ziel hat, den Rot-Main-Auen-Weg gen Süden zu verlängern. Die Maßnahme wurde mit Regionalentwicklungsmitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. Bei der Aufarbeitung der Geschichte zahlreicher Mühlen stieß man auf den Lainecker Mühlenweg – ein etwa 2,6 Kilometer langer Abstecher, der bei der Hölzleinsmühle vom Rot-Main-Auen-Weg abzweigt. Nach dem sogenannten Mauseloch gelangt man zum Zusammenfluss von Warmer Steinach und Rotem Main. Dort steht die zweite Infotafel, die zur Walkmühle.

Marmorsteine und Pferdedecken

Die Ursprünge dieser Mühle liegen im Ungewissen. Erstmals urkundlich erwähnt wird sie als Marmormühle 1728. Vermutlich wurde sie errichtet, als im Jahr 1703 St. Georgen im Entstehen war. Für die Ausstattung des Schlosses und der Kirche wurde dort viel Marmor benötigt. Etwa 30 Jahre später wurde auch im fertiggestellten Zuchthaus Marmor bearbeitet und die Lainecker Mühle verlor an Bedeutung. 1736 wurde auf der „Huther Wiesen“ eine Walkmühle erbaut, die verfilzte Webstoffe herstellte. Ein Inserat im Bayreuther Tagblatt aus dem Jahr 1889 lautete: „Alle Sorten Bett- und Pferdedecken werden gewalkt in der Walkmühle bei Laineck.“ Obwohl der Betrieb in seiner Geschichte oft seine Erzeugnisse veränderte, blieb die Bezeichnung „Walkmühle“. Sie ist heute ein Sägewerk und die einzige noch betriebene Mühle in Laineck.

Die ältesten Mühlen Lainecks

Nahe der Brücke zwischen Hirtenbühl und Rodersberg stand einst die Untere Mühle. Sie gehörte zusammen mit der Oberen Mühle zu den ältesten Mühlen Lainecks. Während die anderen Lainecker Mühlen erst im 18. Jahrhundert gebaut wurden, entstandenen Obere und Untere Mühle als reine Getreidemühlen viel früher. Im Landbuch wurden sie bereits im Jahr 1398 erwähnt. Wer die Mühlen erbaute, ist ungewiss. Im Laufe der Geschichte trug die „Untere Mühle“ die Namen ihrer Eigentümer und war auch bekannt als Döfler-, Seeser oder Pimmlermühle. 1967 wurde das Gebäude abgerissen. Heute ist fast nichts mehr von ihr zu sehen. Lediglich Reste einer Sandsteinmauer des Steinachwehres und ein Sandsteinkeller sind übrig. Die Obere Mühle war auch als Huter- oder Steinleinsmühle bekannt. Im Jahr 1963 wurde der Mühlbetrieb eingestellt, ein Teil des Mühlgebäudes abgerissen und der andere Teil zum Wohnraum ausgebaut.

Feines Mehl, Flachs und Baumwolle

In Friedrichstal steht bis heute die ehemalige Pudermühle. Sie ist die jüngste der neuzeitlichen Mühlen Lainecks und wurde 1757 erstmals urkundlich erwähnt. Gebaut wurde sie als Messingdrahtfabrik, doch ihren Namen hat sie vom Perückenpuder, das dort für den Bayreuther Hof hergestellt wurde. Der Erbauer der Fabrik war der Graf Nicolaus Julius von Löwenhaupt. 1765 baute er die Fabrik um, um aus Mehl Perückenpuder herzustellen. 33 Jahre später war das Produkt nicht mehr konkurrenzfähig. Danach ließen die Lainecker Bauern dort ihr Getreide mahlen. Bäckereien in Laineck sowie etliche Bayreuther Bäcker wurden mit dem Mehl beliefert. Bis heute ist über dem Eingang der Schriftzug „Poudre-Mühle“ zu lesen.

Als letzte Station des Mühlenwegs folgt die ehemalige Flachsspinnerei, erbaut vom Kaufmann Sophian Kolb 1845. Keine Mühle, aber ebenfalls mit Wasserkraft betrieben, war sie einer der größten Arbeitgeber für die Bevölkerung. In der Textilfabrik wurden Leinstoffe gewebt. Im Jahr 1928 endete die Zeit der Flachsspinnerei. Der Betrieb wurde stillgelegt und die Anlage verkauft. 1981 wurde der Betrieb eingestellt und 1988 zerstörte ein Großbrand die Fabrik. Das Verwaltungsgebäude blieb erhalten und ist als Wohnhaus vermietet.

„Die ausführlichen Recherchen von Gisela und Erhard Peplau sind unersetzlich für die Mühlengeschichte der Region“, betont Eva Rundholz, Beauftragte für Regionalentwicklung und Koordinatorin des Projekts um den Rot-Main-Auen-Weg. „Auf Grundlage des gesammelten Wissens konnte ein weiterer Teil der Stadtgeschichte zugänglich gemacht werden.“ Weiterführende Informationen zum Themenweg findet man unter

www.rotmainauenweg.de.

Dr. Adriane Lochner